Ottilie Wildermuth

wurde am 22. Februar 1817 in Rottenburg als Tochter des Heimatdichters Gottlob Christian Rooschütz geboren. Sie verlebt ihre Kindheit in Marbach am Neckar und lebt später als Ehefrau, Mutter und Schriftstellerin in Tübingen.

Als Autodidaktin bildet sie sich in vielen Bereichen weiter und veröffentlicht 1847 ihre erste Erzählung. Sie ist eine unermüdliche Nebenher-Schreiberin - zum Broterwerb und aus Freude. Ihr Briefwechsel mit Kerner, die Beschreibung schwäbischer Pfarrhäuser, das sind Berichte mitten aus dem damaligen schwäbischen Leben. Ottilie Wildermuth starb am 12. Juli 1877 in Tübingen.

Die Liebe zum Leben

Ihren Vornamen verdankt sie nicht Goethes Ottilie, sondern einer Heiligen, für die in Rottenburg die Kapelle St. Theoderich geweiht wurde (Volksmund: Doderes).

Nach ihrer Heirat mit dem Altphilologen Dr. Johann Wildermuth lebt sie seit 1843 in Tübingen, führt einen großen Haushalt und schreibt immer mehr, einfach nebenher. Ihr Mann lehrt als Neuphilologe am Uhland Gymnasium und ermuntert sie zu ihrer literarischen Karriere. Beide führen eine glückliche, harmonische Ehe. Von fünf Kindern überleben drei, ihre beiden Töchter Agnes und Adelheid pflegen später das dichterische Erbe der Mutter.

Bei der Veröffentlichung ihres Buches über Schwäbische Pfarrhäuser sollen sich einer Anekdote zufolge allein elf Pfarrhäuser über das Kapitel Das geizige Pfarrhaus betroffen gefühlt haben. Sie sagt dazu, die rechten, echten Pfarrhäuser seien nirgends daheim als in Schwaben.

Ottilie Wildermuth ist eine perfekte Zuhörerin, sie schaut genau hin und so entstehen ihre liebevollen Heimatgeschichten - sozusagen verdichtetes Leben. Lebenswege, Krumme und gerade, Eine alte Jungfer, Das Bäumlein im Walde, Der kluge Bruno, Das erfolgreiche Konzert, Ein wunderbares Christfest, Der Kinder Gebet, Die wunderbare Höhle, Liebe macht erfinderisch, Cordulas erste Reise, Nach Regen Sonnenschein - die Themen ihrer Werke sprechen für sich.

Die erste Wohnung der Wildermuths in Tübingen (Gartenstraße 13a) lag neben dem Haus von Ludwig Uhland, in das sich die Schriftstellerin zurückziehen durfte - zum Schreiben. 1847 zog die Familie in die Uhlandstraße 11, weil die Mutter Ottilies nach dem Tod des Mannes zur Tochter zog. Sie blickt von hier aus auf den Neckar und die geliebte Platanenallee. Hier sitzt sie mit ihren Kindern oft unter den schattigen Bäumen, spielt, erzählt, ruht aus und dichtet.

1859 folgt der Umzug in die Wilhelmstraße 16. 1866 bezog man dann eine noch größere Wohnung in der Wilhelmstraße 14 mit direktem Ausblick auf den Alten Botanischen Garten, hohe große Bäume und die lieblichen Höhenzüge der Alb.

Adalbert Stifter schreibt ihr 1854, dass ihn lange nichts mehr so sehr erfreut habe wie ihre Bilder und Geschichten aus Schwaben. Ottilie Wildermuth erwidert darauf: Ich kann nicht sagen, daß es Liebe zur Kunst war, die mich bewogen hat zu schreiben … Es war Liebe zum Leben, zum Leben in seinen einfach schönen Erscheinungen. Ich hatte von früher Jugend auf, wie soll ich sagen, eine Leidenschaft für die Zufriedenheit.

Niemand könnte diese Schriftstellerin des Biedermeier schöner beschreiben als sie sich selbst mir der ihr eigenen Bescheidenheit. Ottilie Wildermuth ist auf dem Stadtfriedhof in Tübingen beerdigt, auf der Neckarhalbinsel erinnert ein Denkmal an sie.

WERKE

  • Auguste
  • Aus dem Frauenleben
  • Die Heimat der Frau
  • Lebensrätsel
  • Mein Liederbuch
  • Olympia Morata
  • Schwäbische Pfarrhäuser
  • Zur Dämmerstunde