HÄTTEN SIE'S GEWUSST? Das Spitzbubenland

Als das schwäbische Adelsgeschlecht der Staufer Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarb, zersplitterte das Territorium in unzählige kleine Fürstentümer, Grafschaften, Herzogtümer und freie Ritterschaften. Es entstand ein unüberschaubarer Flickenteppich. Zu jener Zeit war es möglich innerhalb kürzester Zeit von einem Herrschaftsgebiet ins nächste zu gelangen...

 

Dies galt ganz besonders für unsere „Grenzregion“, in der verschiedene freie, d. h. direkt dem Kaiser unterstellte Ritterschaften und die großen Machtblöcke Württemberg, Hohenzollern / Preußen und Habsburg – Vorderösterreich direkt aneinandergrenzten. Diese territoriale Zersplitterung war gerade zu ideal für Räuberbanden die sich Mitte des 18. Jahrhunderts zusammentaten und bis zur Mitte des 19 Jahrhundert ihr Unwesen trieben. Sie flüchteten nach Raubzügen einfach in einen anderen Zuständigkeitsbereich und konnten sich im zerklüfteten Gebiet einem Zugriff der Staatsmacht entziehen.

Nicht umsonst nanntet man die Gegend zu jener Zeit Spitzbubenland. Da es zu jener Zeit kaum wohlfahrtsstaatliche Leistungen gab und Naturkatastrophen und Ernteausfälle ihr übriges Taten, gab es für Teile der Bevölkerung nur die Wahl zwischen Betteln und Raub. Auf diesem Nährboden sammelten sich Banditen und Spitzbuben zu Banden wie der des "Schwarzen Veri" oder des "Starzacher Räubers" Maizel. Diese prägten eine ganz eigene Kultur mit Geheimzeichen und Dialekten. Nicht selten landeten die berüchtigten Rauber der Region vor dem Scharfrichter. Entlang der gemeindeeigenen Wanderwege können noch heute anhand der historischen Grenzsteine die alten Grenzverläufe entdeckt werden.