Wilhelm Zimmermann

wurde am 2. Januar 1807 in Stuttgart geboren. Von 1821-1825 besucht er das evangelisch-theologische Seminar in Blaubeuren und studiert danach Theologie, Philosophie sowie Geschichte.

Nach der Promotion und einer Tätigkeit als freier Schriftsteller wird er ab 1840 Pfarrer in Dettingen an der Erms. Hier vollendet der spätere Tübinger Professor und Abgeordnete der ersten deutschen Nationalversammlung sein wichtigstes Werk „Der große deutsche Bauernkrieg“. Nach weiteren Pfarrstellen in Leonbronn und Schnaitheim wird er 1873 Seelsorger in Owen unter Teck. Zimmermann starb am 22.9.1878.

Pfarrer wider den Strom

Es ist schön, der Gegenwart zu gefallen; besser aber ist es, der Zukunft zu genügen.

Wilhelm Zimmermann veröffentlichte bereits zwischen 1841 und 1843 seine dreibändige „Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges“. Für dieses Werk griff er insbesondere auf süddeutsche Quellen zurück, vor allem aus dem Stuttgarter Staatsarchiv. Es handelt sich um die erste umfassende Darstellung des Bauernkrieges aus demokratischer und volksnaher Perspektive. In der überarbeiteten und erweiterten Auflage von 1856 konnte er dann auf zusätzliche Quellen zugreifen, die ihm als Abgeordnetem der Frankfurter Nationalversammlung zugänglich geworden waren.

Sein oben zitierter Schlusssatz aus dem Vorwort zu diesem Buch deutet an, dass er nicht gefallen, sondern der Wahrheit die Ehre geben will – ein damals durchaus nicht leichtes Unterfangen.

Im Ersten Buch, Kapitel 9 mit der Überschrift Der arme Konrad oder Konz, schreibt er am Anfang:

„Das Land Württemberg, vielfach durchkreuzt von kleineren Herrschaften, zog sich an beiden Ufern des Neckars hinab wie ein schöner, mannigfaltiger Garten. Aber in diesem Garten der Natur war der gemeine Mann bedrückt wie anderswo.“

Der große deutsche Bauernkrieg wird begeistert aufgenommen, jedoch in Baden, Bayern und Österreich verboten. Die Obrigkeit sieht in der Beschreibung der fatalen Zustände aus der Vergangenheit eine aktuelle Bedrohung, der auch Wilhelm Zimmermann ab 1850 in der eigenen Heimat Tribut zollen muss. Dem demokratischen Abgeordneten des Württembergischen Landtages wird die Professur entzogen. Er darf keine öffentlichen Vorträge mehr halten und muss schließlich jeglichem politischen Treiben entsagen.

In der Dettinger Idylle fand Zimmermann die direkten Spuren des schwäbischen Bauernkrieges. Der Bantelhans aus Dettingen war einer der damaligen Anführer, deren Bewegung Der arme Konrad schließlich brutal niedergeschlagen wurde.

Zimmermann hat eine Vielzahl anderer Werke verfasst, am Schluss – in der erzwungenen inneren Emigration – die Illustrierte Geschichte des Deutschen Volkes. Schon in seiner Studentenzeit als Genie betitelt, ist er auch ein Lyriker, der von Mörike hochgeschätzt wird. Seinen Abschied aus dem Ermstal umschreibt er so:

Ade nun, ihr Wälder, schön lachendes Tal,
Ihr stürzenden Felsen und Wasser zumal,
Ihr Häuser und Gärten, die gastlich ich fand,
Wo Lust uns und Leben
und Freundschaft umwand…

Wilhelm Zimmermann betreut von Dettingen aus bis 1847 auch die Pfarrstelle in Hülben. Ab 1873 kehrt er auf die Schwäbische Alb zurück und wird erster Stadtpfarrer in Owen unter Teck. An der Außenseite der Owener Marienkirche ist heute ein Gedenkstein angebracht mit folgender Inschrift:
Wieder eine Woge, die sich brach und zerstäubte, aber der Strom ging vorwärts.

WERKE

  • Amor’s und Satyr’s
  • Der große deutsche Bauernkrieg
  • Deutscher Kaisersaal
  • Geschichte der deutschen Nationalliteratur
  • Geschichte der Hohenstaufen
  • Geschichte von Württemberg
  • Masaniello
  • Prinz Eugen von Savoyen