Wilhelm Waiblinger

wurde am 21. November 1804 in Heilbronn als Sohn eines Kammersekretärs geboren. Er verbrachte seine Jugend in Stuttgart und besuchte die Gymnasien in Reutlingen und Stuttgart. Gustav Schwab ist hier sein Lehrer.

Ab 1822 Studium der Theologie am Stift in Tübingen. Er begegnet dem kranken Hölderlin, schreibt über ihn und lässt sich von ihm inspirieren. Er steht aber mit der Zeit auch mit seinen engsten Vertrauten im Streit, selbst sein Freund Mörike distanziert sich von ihm. Waiblinger wird 1826 vom Stift verwiesen und lebt danach als freier Schriftsteller verarmt in Rom. Waiblinger starb dort am 17.1.1830

Das exzentrische Genie

Von unserer Stube aus geniess ich die herrlichste Aussicht über eine grüne, vom Neckar durchwundene von einer Pappelallee durchkreuzte Wiesenfläche.

So beschreibt Wilhelm Waiblinger seinen Ausblick von der Stube Zion im Evangelischen Stift, wo er am 23. Oktober 1822 einzieht. Ganz im Gegensatz dazu steht sein Studium. Es macht ihm keinen Spaß, die Gängelung und Überwachung lehnt er ab. Allein die Freundschaft mit Mörike gibt ihm am Anfang Kraft. Er ist viel mit ihm zusammen und liest ihm aus seinem Briefroman Phaeton vor, den er in der Tradition von Hölderlins Hyperion schreibt.

Waiblinger tut, was ihm sein eigener Sinn erzählt und aufschreiben lässt: Mein Reich ist nicht von diesem Stift. Darum suche ich auch nicht meinen Lohn in ihm. Mein Reich ist die Welt.

Waiblinger vernachlässigt seine Studien und findet Zuflucht in seinem Gartenhäuschen auf dem Österberg. Hier trifft er sich mit seinen Freunden, liest aus seinen Werken vor feiert und diskutiert. In einem Brief an Ludwig Uhland vom 7. Juli 1823 beklagt er sich, wie gar zu einförmig, zu kahl, zu farbenlos das Leben am Stift ist und dass er nur noch einen Freund hat, der ein Licht in seine Seele werfen könne - Hölderlin. Mit ihm verbringt er herrliche Tage im Gartenhaus, beide lesen sich aus ihren Werken vor, spielen Klavier, singen und freuen sich an einem sonnigen, warmen Sommer 1823, der für Waiblinger die glücklichste Zeit bleiben sollte. Dieser Wahnsinnige, wenn er in meinem Gartenhaus am Fenster sitzt, ist mir oft mehr, ist mir oft näher, als Tausende, die bei Verstande sind, schreibt er. Später wird Hesse mit seiner Novelle Im Presselschen Gartenhaus diesem Ort ein literarisches Denkmal setzen.

Waiblinger selbst analysiert das Schicksal Hölderlins in seiner 1828 erschienenen Schrift Friedrich Hölderlins Leben, Dichtung und Wahnsinn, eine liebevoll traurige Schilderung des kranken Dichters. Was beide durchleiden müssen, ist eine unglückliche leidenschaftliche Liebe. Waiblingers Verbindung zu Julie Michaelis, einer Jüdin, weitet sich zu einem Skandal aus, er wird schließlich durch einen Eid gezwungen, Julie zu entsagen. Danach verlässt er Deutschland und lebt als freier Schriftsteller in großer Armut in Rom.

Die Werke Waiblingers reichen von Gedichten bis hin zu satirischen Schilderungen, Reportagen, Reisebeschreibungen - er, der schon immer mit allen Leibes- und Seelenkräften Verse machen will, möchte über sich hinaus schreiben, versucht das Unmögliche. Er ist bei diesem Versuch nicht gescheitert, sondern hat viel zu früh abbrechen müssen. Wilhelm Waiblinger wurde nur 26 Jahre alt. Seine Leidenschaft, die künstlerische Besessenheit lassen sich in seinen Tagebüchern und Werken eindrucksvoll nachlesen.

WERKE

  • Blüten der Muse aus Rom
  • Drei Tage in der Unterwelt
  • Die Briten in Rom
  • Hölderlins Leben
  • Liebe und Haß
  • Lieder der Griechen
  • Phaeton
  • Wanderungen in Italien