Theodor Plievier

wurde am 12. Februar 1892 in Berlin geboren. Er entstammt einer Arbeiterfamilie und verlässt sein Zuhause als Sechzehnjähriger, um etwas von der Welt zu sehen - kreuz und quer durch Europa, unterwegs mit der Handelsmarine bis nach Australien und Südamerika.

Im ersten Weltkrieg wird Theodor Plievier Marinesoldat und nimmt an dem Matrosenaufstand in Wilhelmshaven teil. Nach dem Exil in Russland 1933-1945 Abwendung von der sowjetischen Doktrin und Rückkehr in den Westen. Sein Roman "Stalingrad" begründet den weltweiten Ruhm. Theodor Plievier starb am 12. März 1955 in Avegno {Schweiz).

Mut zum Ich

Ein Weltenbummler, Abenteurer und nach dem ersten Weltkrieg konsequent auf Anti-Kriegs-Kurs: Theodor Plievier kommt Anfang der 20er Jahre zusammen mit Karl Raichle und Gregor Gog nach Bad Urach, um in der dortigen Kommune einen neuen Anfang für eine gerechtere Welt zu schaffen.

Es ist eine Philosophie aus Sozialismus, religiösen Anschauungen und buntesten Ansichten, die im Roten Winkel in Bad Urach vor sich hin gären. Der expressionistische Hass richtet sich z.B. gegen den Moloch Großstadt, der den Menschen zu verschlingen droht. Schon in der Wandervogel-Bewegung wurde postuliert, dass man den Großstädten entfliehen soll, um seine edle Natur wiederzufinden. Plievier steht dieser Bewegung nahe und sucht vor diesem Hintergrund nicht das brodelnde Berlin, sondern das stille Bad Urach auf.

Hier erregt er schon allein mit seinem Äußeren erhebliches Aufsehen: zerschlissener Militärmantel, Sandalen, wehendes Haar und wilder Vollbart. Er entwickelt politische Broschüren und organisiert zusammen mit den anderen Lesungen und revolutionäre Veranstaltungen.

Die von Theodor Plievier verfasste Broschüre Anarchie endet mit einem dramatischen Aufruf zur Mitarbeit:

Brüder die ihr suchet im Reich der Seele,

die ihr schöpfet aus den Tiefen des eigenen Ichs,

die ihr einen Pfad suchet aus dem Dunkel ins Licht,

aus Sklaverei menschlicher Schwäche zur Bewußtheit,

…Euch dieses Wort zum Gruße,

willkommen zur Mitarbeit.

Theodor Plievier emigriert 1933 über Schweden in die Sowjetunion und nimmt 1934 am Schriftstellerkongress in Moskau teil. Sein 1932 erschienener Roman Der Kaiser ging, die Generäle blieben macht ihn in Deutschland bekannt bzw. gibt ihm die notwendige Reputation. Nach der Schlacht um Stalingrad befragt Theodor Plievier als Mitglied der Sowjetarmee die deutschen Gefangenen. Er liest und verarbeitet Feldpostbriefe, die von den Sowjets abgefangen werden. Noch vor Ende des Krieges erscheint sein auf diesen Forschungen basierender Roman Stalingrad in der Moskauer Exilzeitschrift Internationale Literatur / Deutsche Blätter.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird das Buch auch in Deutschland verkauft und schnell zum Bestseller: über zwei Millionen Mal verkauft, verfilmt und in 26 Sprachen übersetzt. Stalingrad ist eine bleibende Anklage gegen die Sinnlosigkeit und Brutalität des Krieges. Zwei Anfänge von Feldpostbriefen belegen dies eindrücklich:

Ein Vater an den Sohn: Mein lieber Kurt, ich bin schon alt, aber Du bist noch so jung, und deshalb mußt Du zurückkommen.

Eine Mutter an den Sohn: Mein lieber Hans, Du bist ganz auf eine falsche Zeit auf die Welt gekommen. Oft denkt man: Sind wir denn verlassen?

WERKE

  • Das große Abenteuer
  • Das Tor der Welt
  • Der Kaiser ging, die Generäle blieben
  • Haifische
  • Im letzten Winkel der Erde
  • Zwölf Mann und ein Kapitän
  • Stalingrad
  • Weltwende