Sebastian Sailer

wurde am 12. 2. 1714 in Weißenhorn als Johann Valentin geboren. Er tritt als Zehnjähriger in das Kloster Obermarchtal ein und nimmt dort den Klosternamen Sebastian an.

Alle Stationen einer klassischen Klosterkarriere durchlaufend, wird er ein bedeutender Prediger und Schriftsteller seiner Zeit. Neben Predigtsammlungen und geistlichen Ratgebern ist Sailer heute vor allem auch durch seine Schauspiele in schwäbischem Dialekt bekannt. Er wird deshalb auch als Vater der schwäbischen Dialektdichtung bezeichnet. Nach Pfarrstellen in Seekirch, Reutlingendorf und Dieterskirch verbringt er seine letzte Zeit im Kloster, wo er 1777 stirbt.

Ein treuer Diener Gottes

Sebastian Sailer setzt sein Wissen, sein studiertes Können dafür ein, im Sinne Gottes ganz einfach verstanden zu werden - von allen. Hierin sieht er seine Mission und möchte, dass sich der einfache Bauer mir den Predigten identifiziert und danach lebt. Vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung ist das komplette Werk dieses wortgewaltigen Rhetorikers zu verstehen, der Situationen mit aller Schläue und in der Sprache des Volkes angeht.

Von Pater Sixt Bachmann wurde folgende Anekdote überliefert: Ein Bauer, der sich besonders klug zu seyn dünkte, sagte einst zu Pater Sailer: Ei, Herr Pfarrer! Ich habe schon sehr oft gehört, dass Gott für jeden Menschen des Tages eine Maaß Wein erschaffen habe. Ich bekomme aber diesen Wein nicht und weiß auch nicht, wer ihn trinkt. Sailer sprach: Auch ich habe gehört, dass Gott für jeden Mann ein Weib geschaffen habe, und dennoch habe ich keines. Ich will euch die Sache erklären. Ihr habt mein Weib, und ich trinke euren Wein.

Die Kanzel ist für Pater Sebastian wie eine Bühne, auf der er mit seiner Leibesstellung, seiner Stimme und seinen Bewegungen mit Händen und Füßen spiele, damit seine Zuhörer die schönten Sittenlehren mit Wohlklang hören können.

Die Einladungen für den Gastredner Pater Sebastian nehmen zu, seine Berühmtheit reicht von Süddeutschland, in die Schweiz, nach Mähren und schließlich predigt der Schwäbische Cicero am Hof in Wien. Sein Witz und Humor fließen ein in seine Komödien in schwäbischer Mundart, die er als Singspiele selbst aufführt - an Sonntagnachmittagen im Wirtshaus.

Sein erstes Werk, bekannt als Schwäbische Schöpfungsgeschichte, heißt "Die Erschaffung des Adam, dessen Aufnahme im Paradies, Schuld und Strafe". Sailer überträgt seinen Glauben - man würde heute sagen populärwissenschaftlich - geschickt in die Psychologie seiner Anvertrauten. Adam stellt in diesem Stück die entscheidende Menschheitsfrage:

Wohear thur ikumma!

Gottvater antwortet schlicht:

Sihscht, do uß deam Pfifferling haun i di,

eh du g'schnappat, z'semma kloibat, z 'semma bappat.

Sailer selbst hält seine Mundart-Komödien gar nicht für würdig, gedruckt zu werden. Sie sind ihm ein Mittel zu seiner Art der Information über ein gottwohlgefälliges Leben.

Die Stücke werden erst 40 Jahre nach seinem Tod gesammelt und herausgegeben. Weitere Werke wie "Die schwäbischen heiligen drei Könige" und "Der Fall Luzifers" standen auch in der Bibliothek von Goethe, der sich an den königlich witzigen, volkstümlich schlauen Gedanken Sebastian Seilers ergötzte.

WERKE

  • Das jubilierende Marchtal
  • Christliche Tageszeit
  • Geistliche Schaubühne
  • Kempensis Mariamus
  • Marianisches Orakel
  • Predigtsammlungen
  • Predigten in Einzeldrucken
  • Schwäbische Schöpfungsgeschichte