Kampf der Giganten

Auf der Schwäbischen Alb vollzieht sich ein einmaliges Phänomen der Flussgeschichte. Es ist der Kampf zwischen Rhein und Donau. Der Verlierer dieser beiden ungleichen Partner steht bereits fest: Die Donau wurde „geköpft“ und versinkt.

Zum besseren Verständnis dieser ungeheuerlich klingenden Vorgänge müssen wir gedanklich in die Vergangenheit, mehr als 10‘000 Jahre zurückreisen.

In der Nähe des heutigen Blumberg füllt die Donau, aus dem Schwarzwald kommend, als großer Fluss noch ihre breite Aue aus. Ein kleines, unscheinbares, aber wildes Flüsschen, deshalb zu Recht Wutach genannt, wird das jedoch schon bald ändern: Seit Jahrtausenden schon nagt es kräftig am Donautal. Eines Tages ist es dann soweit, die Donau wird „geköpft“, d.h. von der Wutach angezapft. Statt in Richtung des heutigen Donautals fließt das Donauwasser nunmehr die steile Wutach hinunter in den Rhein. Die bisherige Donauaue dahinter verlandet und wird zum Moor. Der Rhein hatte den Kampf für sich entschieden!

Doch auf der Alb findet der ungleiche Kampf zwischen zwei der größten Flüsse Europas noch bis heute seine Fortsetzung - sowohl ober- als auch unterirdisch. Zum Beispiel zwischen Immendingen und Möhringen, wo ohne jegliche Vorwarnung auf einmal die gesamte Donau verschwindet. Die meiste Zeit des Jahres kann man trockenen Fußes in ihrem Flußbett spazieren gehen. Aber ein bedeutender Fluß kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen! Die Lösung des Rätsels brachten erst vor nicht allzu langer Zeit durchgeführte Färbeversuche an den Tag: das Wasser versinkt und bahnt sich seinen Weg durch das Dunkel des Albuntergrundes. Erst am herrlich blauen Aachtopf, inmitten der größten Karstquelle Deutschlands, kommt das Donauwasser wieder zum Vorschein und fließt über den Bodensee zum Rhein. In diesem Kampf ist die Donau chancenlos, denn der Rhein hat ein stärkeres Gefälle und damit viel mehr Erosionskraft. Laufend gräbt er der Donau das Wasser ab. Irgendwann wird sie vielleicht sogar ganz verschwinden. Dabei hat die Donau früher Großes für die heutige Alblandschaft geleistet: Das schönste Beispiel dafür ist wohl ihr Durchbruchstal im Naturpark Obere Donau zwischen Tuttlingen und Sigmaringen. Hier hat sich die Donau durch das mächtige, harte Kalkgestein hindurchgesägt und dadurch die herrlichen Riffe eines längst vergangenen Meeres sichtbar gemacht.