Isolde Kurz

wurde am 21. Dezember 1843 in Stuttgart als Tochter von Hermann und Marie Kurz geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Oberesslingen, Kirchheim unter Teck und Tübingen.

Sie arbeitet als Übersetzerin und sieht sich mit ihrem wichtigsten Werk, den "Florentiner Novellen", in der Tradition ihres Vaters, der mit Paul Heyse 1875 den "Deutschen Novellenschatz" heraus­brachte. Die weitgereiste Europäerin setzt sich kri­tisch mit dem deutschen Frauenideal auseinander und kehrt gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Tübingen zurück und wird dort zur Ehrendoktorin ernannt. Isolde Kurz starb am 5.4.1944 in Tübingen.

Die blonde Außenseiterin

Die Mutter von Isolde Kurz entstammte der alten aristokratischen Familie von Brunnow. Sie lehnte jedoch diesen Titel ab und nannte sich nur Bürgerin Brunnow.  Der Vater als freischaffender Übersetzer und Schriftsteller muss von der Familie abgeschirmt werden, er soll in Ruhe das so geringe Geld für den Lebensunterhalt verdienen, die Brüder gehen zur Schule, während Isolde zu Hause von der Mutter unterrichtet wird.

Eine Pflicht zur Ausbildung der Töchter kannte weder der Staat noch die Familie, schreibt Isolde Kurz in ihren Lebenserinnerungen. Die Mutter unterrichtet sie, wann immer es ihre Zeit zulässt: griechische Kultur und Sprachen, Uhland, Schiller und die Werke des Vaters - all dies prägt die stolze Außenseiterin, die später von sich selbst sagt, dass sie im falschen Jahrhundert geboren sei.

Die Kinder genießen die freie Erziehung der Eltern. In Oberesslingen können sie sich im Hopfschen Garten austoben und spielen mir selbstgebastelten Rüstungen den trojanischen Krieg nach. Die Familie geht nie in die Kirche, sie und ihre Brüder werden die Heidenkinder genannt. Isolde Kurz beschreibt, wie schön es war, im Neckar baden zu können. Aufgrund der Liebe des Vaters zur Schwäbischen Alb zog die Familie für eineinhalb Jahre nach Kirchheim unter Teck. Ihre Erinnerungen an diese Zeit fließen in die Dichtungen u. a. "Aus meinem Jugendland" ein. Anschließend erhält der Vater eine Anstellung als Universitätsbibliothekar in Tübingen. Die Familie wohnt direkt gegenüber vom Rathaus. Die idyllische Lage beschreibt Isolde Kurz später liebevoll in der Erzählung Blick vom Marktplatz.

Der Tod des Vaters trifft sie als 19-jährige sehr. Sie verehrt ihn als Genie und kauft ihm von ihrem ersten selbst verdienten Geld als Übersetzerin ein Grabmal auf dem Tübinger Friedhof Sie folgt dann einem ihrer Brüder nach Florenz und schreibt dort die Florentiner Novellen, ein Werk, das zusammen mit den ein Jahr zuvor (1888) veröffentlichten Gedichten ihren Ruhm begründen sollte.

Nach 30 Jahren Italien kehrt sie zurück nach Deutschland, lebt mit dem Tübinger Jugendfreund Ernst von Mohl zusammen, unternimmt Reisen und kehrt schließlich in das geliebte Tübingen zurück, von dem sie lange zuvor sehnsuchtsvoll wiederkehrend Abschied nahm:

 

O Heimat, Heimat viel gescholten,

Doch viel geliebt und viel beweint,

Seit heut die letzte Sonne golden

Für mich auf deine Hügel scheint!

Nie wollt ich scheidend dich betrauern

So hatt ich trotzdem oft geprahlt:

Wie nur der Schmerz die düstern Mauern

Schon mit der Sehnsucht Farben malt!

 Isolde Kurz erhält als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen und wohnt bis zu ihrem Tod in der Paul-Lechler-Str. 24 (Tropenheim).

WERKE

  • Deutsche und Italiener
  • Die Pilgerfahrt nach dem Unerreichlichen
  • Gedichte. Aus dem Reigen des Lebens
  • Florentiner Novellen
  • Vanadis. Der Schicksalsweg einer Frau