Hermann Kurz

wurde am 30. November 1813 in Reutlingen geboren. Dem Maulbronner Seminar folgt das Studium der Theologie in Tübingen von 1831 bis 1835.

Nach der Vikarstelle in Ehningen wird er Übersetzer, freier Schriftsteller und Redakteur. Er ist befreundet mit Mörike, Schwab, Kerner und Lenau. Seine Hauptwerke führen den kulturhistorischen Roman zu neuer Blüte. Die Verhältnisse unter Herzog Karl Eugen werden in "Schillers Heimathjahre" detailgetreu geschildert, der rebellische Zeitgenosse Schillers, Heinrich Roller, wird zum tragischen Helden. Hermann Kurz starb am 10. 10. 1873 in Tübingen.

Der unterschätzte Poet

Immer den Albtrauf in Sichtweite - so könnte man die Umgebung beschreiben, in der Hermann Kurz als Schriftsteller lebte und arbeitete. Die wahre Poesie wollte er mit einer Verschmelzung aus geschichtlichem Vorgang und literarischer Phantasie erreichen.

Im Aufsatz "Der historische Roman" (1843) schreibt Hermann Kurz: Der Dichter hat ein großes Vorbild, den unbewußten Geist der Völker, der ihm hierin vorgearbeitet hat: ich meine jene Sagen und, welche seit Jahrhunderten neben der Heerstraße der Annalen auf grünen Auen geheimnisvoll emporgeschossen sind.

Wichtige Vorstudien für seinen wohl bedeutendsten Roman - Schillers Heimathjahre - führt er in Weilheim an der Teck durch. Er recherchiert Menschliches, Sagenhaftes und Einfaches vor Ort, weil …das Leben dargestellt werden soll, das mit seinen kleinen Zügen oft einen überraschenden Kommentar zu den größten politischen Ereignissen gibt.

In dem Bergmärchen ( 1837) formuliert Kurz die Liebe zu seiner Heimat: …so begrüßte ich (am Rande des Breitensteins) die alten wohlbekannten Berge: dort lag die Teck, ernsthaft und wachsam, hinter ihr lauerte der Räuber; durch den Sattelbogen von  ihm getrennt stand der Neuffen und aus der Ferne schaute die heimatliche Achalm herüber.

Der Bezug zur eigenen Umgebung ist für Kurz die Quelle der Dichtung. Er sieht sich in der Tradition des Lichtenstein von Wilhelm Hauff. Dieses Buch begeistert ihn als Jugendlichen, er möchte dieses Werk weiterführen und darüber hinaus seine Gefühle bei jedem verankern:  Poesie ist eine Mitgift, die jeder Mensch in die Wiege erhalten hat, aber manchem ist sie über der kleinlichen Wahrheit der Jahreszahlen verloren gegangen.

Kurz formulierte diese grundlegende Philosophie seiner Arbeit 1843, als er endlich einen Verleger für den Roman Schillers Heimathjahre fand. Aufgrund der kritischen Inhalte wurde die Veröffentlichung von höchster Stelle zunächst behindert. Aber der Verleger Friedrich Gottlob Franckh, soeben vom Hohenasperg entlassen, entschließt sich zu einer Herausgabe. Obwohl Herzog Carl Eugen die dominierende Gestalt des Romanes ist, soll der Name Schiller auf den Titel, um den Absatz des Buches zu fördern.

Hermann Kurz ist nicht nur ein Heimatpoet, was ihm gerne etwas abwertend unterstellt wird, denn bei ihm findet sich … wie nirgendwo sonst eine so ernsthafte, umfassende und dabei literarisch anspruchsvolle Behandlung der württembergischen Geschichte; seine beiden großen Romane brauchen keinen Vergleich in der zeitgenössischen Literatur zu scheuen. (Marbacher Magazin 97, 2002). Nach einem Aufenthalt in Kirchheim (1862/63) wird er Universitätsbibliothekar in Tübingen und stirbt dort am 10.10.1873.

WERKE

  • Bergmärchen
  • Der Sonnenwirt
  • Der Weihnachtsfund
  • Deutscher Novellenschatz
  • Die beiden Tubus
  • Die Fragen der Gegenwart
  • Genzianen
  • Schillers Heimathjahre