Hermann Hesse
wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren. Im Klosterseminar Maulbronn verabschiedet er sich 1891 nach 7 Monaten, weil er entweder Dichter oder gar nichts werden will.
1895 beginnt er in Tübingen eine Buchhändlerlehre im Antiquariat J. J. Heckenhauer. In dieser Zeit entstehen seine ersten literarischen Werke. Die Erzählung "Unterm Rad" fasst seine ersten Lebenserfahrungen zusammen. Sein Gesamtwerk ist von der Psychoanalyse Freuds und fernöstlicher Philosophie geprägt. Hermann Hesse erhält 1955 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und 1956 den Literaturnobelpreis. Hesse starb am 9. August 1962.
Vom Händler zum Literaten
Am 4. Oktober 1895 beginnt Hermann Hesse die Ausbildung zum Buchhändler im Tübinger Antiquariat J. J. Heckenhauer am Holzmarkt. Dort biß ich mich durch die nicht leichte dreijährige Lehrzeit durch, blieb auch noch ein Jahr als jüngster Gehilfe im Haus, mit monatlich 80 Mark.
Hermann Hesse wohnt bei Frau Dekan Leopold in der Herrenberger Str. 28 und genießt dort die weitschweifige Plauderlust der Gastgeberin. Sie ist wie aus einem Dickensscben Roman exzerpiert, beweglich, heiter; lustig, sorglich, zum Platzen voll von alten und neuen Geschichten, und dabei voll Gutmütigkeit und Liebe, schreibt er in einem Brief an seine Eltern am 18. Oktober 1895.
Am frühen Morgen verlässt der 18jährige das Haus und geht zum Holzmarkt: …waren die Türme und die Häuser rotumflossen, während unten die Stadt im weißen Nebel lag - ein malerischer Anblick, an dem ich mich jedesmal freute. Hermann Hesse lebt nach einem streng vorgeschriebenen Plan seines Vaters, er unterscheidet zwischen der äußeren und inneren Tätigkeit.
Die Sonntage werden verträumt, d. h. vergeigt, verschlafen, verbummelt und verlesen.
In diesen Jahren las ich sehr viel und schrieb meine ersten Sachen. In den ersten Tübinger Zeiten war ich sehr strebsam und solide, später soff ich viel mit Studenten herum, erfüllte meinen Beruf aber gut.
Die Arbeit im Antiquariat beginnt um 7:30 Uhr und endet um 19:30 Uhr, von Montag bis Samstag. Mittags geht Hesse meist auf' den nahen Schlossberg, legt sich in die Sonne und genießt die weite, prächtige Aussicht auf die Schwäbische Alb. Im Herbst spaziert er durch die Platanenallee und sieht dem Blätterfall und den spielenden Kindern zu. Der nahe Alte Botanische Garten an der Universität ist sein drittes Lieblingsziel.
Die Arbeit im Antiquariat ist eintönig, die Routine übernimmt aber immer mehr die Oberhand, während die innere Tätigkeit, das Schreiben, heranreift. Mit 175 Mark Selbstbeteiligung von seinem ersten Lehrgeld als Geselle veröffentlicht er beim Dresdner Selbstbeteiligungs-Verlag die ersten Gedichte unter dem Titel "Romantische Lieder". In Tübingen legt Hesse das Fundament für seine spätere literarische Größe, hier findet er die Balance zwischen Geist und Leben, zwischen Denken und Tun.
WERKE
- Peter Camenzind
- Unterm Rad
- Roßhalde
- Siddharta
- Der Steppenwolf
- Narziss und Goldmund
- Das Glasperlenspiel
- Demian