Die Schöne Lau
Zuunterst auf dem Grund des Blautopfs saß ehemals eine Wasserfrau mit langen fließenden Haaren.
Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, dass sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zarter als ein Blatt vom Mohn...
So beginnt die "Historie von der schönen Lau" von Eduard Mörike, in der die Wassernixe am Blautopf das Lachen wieder lernte. Ihr Gemahl, ein alter Donaunix, hatte sie in die Blautopfquelle verbannt, nachdem sie ihm aus lauter Traurigkeit nur tote Kinder gebar. Erst wenn sie fünf Mal von Herzen lacht, sollte der Fluch von ihr weichen.
Mit einem ganzen Hofstaat an Kammerzofen und Mägden ausgestattet, lebte sie zurückgezogen in ihrem unterirdischen Palast. Es bedurfte einer echten Schwäbin, der Nonnenhofwirtin Betha Seysolffin, eines geraubten Kusses, eines Kindernachttopfs und auch jenes bekannten Zungenbrechers
»'s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura,
glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei«
um sie zu erlösen. Der Donaunix kam geschwommen, der Blautopf lief über und mit ihm das neue Liebesglück. Zum Abschied verspricht die Nixe, mit dem Kindlein auf dem Arm wiederzukommen.
[Dies ist eine gekürzte Version der Sage von Eduard Mörike]