Abraham a Sancta Clara

Unter dembürgerlichen Namen Ulrich Megerle wurde der Gastwirtssohn am 2. Juli 1644 in Kreenheinstetten geboren - heute ein Ortsteil von Leibertingen.

Nach dem Besuch der Lateinschule in Meßkirch und den Gymnasien in Ingolstadt und Salzburg tritt er in den Orden der Reformierten Augustiner-Barfüßer ein. Nach der Priesterweihe (1668) und seiner Ernennung zum Kaiserlichen Prediger wird er von dem Orden mit immer höheren Aufgaben betraut. Er ist vor allem ein kraftvoller Prediger, seine Schriften lassen sich literaturwissenschaftlich nur unscharf einordnen. Abraham a Sancta Clara starb am 1.12.1709.

Ein Prediger vor dem Herrn

Friedrich Schiller war begeistert, als er von Goethe einen Band mit Schriften von Abraham a Sancta Clara erhielt. Hier fand er die Vorlagen für den Auftritt des Kapuzi­ners in Wallensteins Lager. Schiller übernahm wesentliche Stileigenheiten des großen Predigers und setzte ihm damit ein unvergängliches Denkmal.

Es ist die klare, oft derbe, aber kraftvolle Sprache, die ihn auszeichnet, die Mischung aus Deutsch und Lateinisch, der unterweisende, moralisierende, manchmal witzige Ton. Abraham a Sancta Clara verfolgt im gesprochenen und geschriebenen Wort nur ein Ziel: er möchte der katholischen Kirche und ihren Zielen ein treuer Diener sein. Er ist vor allem Seelsorger und erst dann Literat.

Die Schriften von Abraham a Sancta Clara sind Handlungsanleitungen für das ganze Leben. Sie umfassen Hausregeln für Eheleute, Kindesundank, Männertreu, das böse Weib, den Abend des Lebens genauso wie die Beschreibung und Überwindung von Heilshindernissen wie Neid, Augenlust, Kleidernarren, Wankelmut, Undankbarkeit u. v. m.

Aus seinen Heilsmitteln (u .a. Morgenröte, Bete und Arbeite, Fasten, Not bringt zu Gott) nachfolgend eine Beschreibung des Rezeptes wider alle Sünden, die zeitlos richtig scheint: …nimm von deiner Nichtigkeit, vom bitteren Wermut der Trübsale, von Myrrhen der Sterblichkeit, von jedem eine große Handvoll, zerstoße alles dieses in dem Mörser eines zerknirschten Herzens, feuchte es an mit dem Bußwasser der Tränen, lege solches dann auf das Feuer einer inbrünstigen Andacht, blase zu mit den Seufzern der Reu, koche es wohl untereinander durch Betrachtung. Alle Tag ein Löffel voll mit reinem Gewissen davon eingenommen, ist ein treffliches Mittel wider alle Sünden. Die Erfahrungen als Prediger fasst Abraham a Sancta Clara in seinen Handbüchern und Predigtsammlungen zusammen. 1684 erscheint Reimb Dich oder ich liß Dich, 1691 die Grammatica religiosa und die Reihe Judas, Der Enz-Schelm von 1686 bis 1695.

Abraham a Sancta Clara würde man heute einen Lehrstuhl für Rhetorik anbieten. Seine klaren Beispiele gingen ein in die Alltagssprache - hier eine kleine Blütenlese:

  • Juristen, böse Christen, Viel Geschrei, wenig Ei.
  • Durch Trübsalsglut läutert Gott den Mut.
  • Geduldig sein bringt Segen ein.
  • Ein schwerer Beutel macht leicht eitel.
  • Geld und Glück ist aus Flandern, es geht von einem zum andern.
  • Weiberkittel - schmälert manche Mittel.
  • Viel Knecht- wenig Recht.
  • Wo keine Eifersucht ist, da ist keine Liebe.

Und so beschreibt er seine Arbeit: Eine Predigt ist ein Spiegel, worin sich ein Mensch sieht; eine Predigt ist ein Hahnenschrei, welcher den Mensch vom sündigen Schlaf aufweckt; eine Predigt ist ein Gastmahl, das die Seele speiset.

WERKE

  • Auf, auf ihr Christen
  • Die heilige Hofart
  • Geflügelter Mercurius
  • Geistlicher Kramerladen
  • Grammatica religiosa J
  • udas, der Erz-Schelm
  • Reimb Dich oder ich liß Dich
  • Sterben und Erben